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Lotussound

Klanginstallation für 60 Lautsprecher in sieben Gärten in Lotusland. 2010
17.3. – 20.3.2010 Lotusland, Santa Barbara, Kalifornien

In Zusammenarbeit mit der Ganna Walska Lotusland Foundation, der Villa Aurora und dem Goethe Institut Los Angeles
http://www.lotusland.org


Die spektakulären Gärten von Lotusland, einem 40 Hektar großen Anwesen in Santa Barbara, wurden zwischen 1941 und 1984 von der exzentrischen Ex-Opernsängerin Ganna Walska angelegt. Lotusland simuliert keine idealisierte Natürlichkeit, sondern wirkt eher wie ein Zaubergarten. Auf dichtem Raum sind ungewöhnlich aussehende Pflanzen zusammengestellt, oft ragen einzelne Exemplare wie Skulpturen heraus. Haben andere Gärten häufig etwas Liebliches und Pittoreskes, so kann Lotusland mit seinen Kakteen, Zykaden, Drachenbäumen, Euphorbien usw. als schroff und herb beschrieben werden. Viele Gewächse sind in Massenpflanzungen einer Spezies zusammengestellt. Die Abfolge der Gärten scheint einer besonderen Dramaturgie zu folgen.

Für Lotussound werden in sieben Gärten und Arealen - Aloe Garden, Blue Garden, Japanese Garden, Parterre, Theatre Garden, Dracaena Circle – mehr als 60 kleine Lautsprecher installiert. Die Klänge der Installation beruhen auf „field recordings“ und Objektklängen, die vor Ort aufgenommen und teilweise elektronisch bearbeitet wurden. Sie korrespondieren mit dem Charakter der Pflanzen, der inszenierten und stilisierten Anlage der Gärten und den visuellen und atmosphärischen Schönheiten der Szenerie. Sie treten mit Umgebungsgeräuschen von Wind Vögeln und den zahlreichen Brunnen und künstlich angelegten Wasserläufen auf dem Gelände in Verbindung. Ausgangspunkte für die klangliche und strukturelle Gestaltung der Installation sind die unterschiedlichen Charaktere der Gärten und Pflanzen, ihre Taxonomie, die Geschichte von Lotusland und seiner Schöpferin, und der mit den Massenpflanzungen einer Spezies verbundene ästhetische Ansatz – das Unterschiedliche im Gleichen. Thematisiert wird das Zusammentreffen von Natur und Kunst, von inszenierter Natur.

Die Wahrnehmung der Klänge ist bestimmt durch ihre Verräumlichung über viele Lautsprecher und ihre freie Ausbreitung im Außenraum. Über unterschiedliche Kanalzuordnungen werden für jeden Garten spezifische räumliche Situationen konstruiert. Die Zuhörer/Zuschauer werden eingetaucht in eine artifizielle Klangwelt, die zur Realität der Umgebungsklänge hinzutritt.
Elektronisch verfremdete Klänge setzen sich von den realen Umgebungsgeräuschen ab. Was im Innenraum künstlich klingt, wirkt völlig anders, wenn es aus einem kleinen Lautsprecher unter freiem Himmel tönt. Die verfremdeten Klänge bekommen in dem natürlichen Umfeld ein Eigenleben, eine eigene Stimme, mischen sich auf fremdartige Weise mit dem Umgebungsklang. Sie stellen durch ihre Artifizialität eine Diskrepanz her, die sie aber zugleich wieder aufheben, weil auch sie sich in ungewöhnliches Terrain begeben, Elementen von Natur – Wind- und Wassergeräuschen und der besonderen Akustik unter freiem Himmel – ausgesetzt sind und mit ihnen korrespondieren.

Klänge und kompositorischen Strukturen beziehen sich auf die Besonderheiten der sieben Gärten.

Im Parterre werden elektronisch transformierte Klänge fließenden Wassers so positioniert, dass sie sich mit dem realen Plätschern der im Parterre-Areal vorhandenen fünf Brunnen verbinden.

Im Aloe Garden befinden sich die Lautsprecher in den Abalone-Muscheln um den Teich, der in Form und Textur an eine Porzellantasse erinnert. Die Klänge beruhen auf Aufnahmen von Vasen und Lampen im Haupthaus, elektronisch transformiert haben sie eine glockenähnliche und transparente Qualität.

Im Blue Garden, wo der Boden mit niedrigen, mit einer bläulich schimmernden äußeren Schutzschicht umhüllten Pflanzen bedeckt ist, bewegen sich „bläuliche“ Klangschwaden am Boden entlang.

Aus dem Kakteen“chor“ entlang des Main Drive erklingen geflüsterte botanische und umgangssprachliche Namen der zahlreichen Kakteenarten und gezupfte Kakteenklänge.

In zwei Gärten werden auch Musiksamples auch als Ausgangsmaterial verwendet.

Im Theatre Garden sind dies die Lieder eines Liederabends, den Ganna Walska 1934 in der Carnegie Hall gab. Die Lautsprecher sind den auf der „Rasen-Bühne“ angeordneten grotesken Steinfiguren zugeordnet.

Im Japanese Garden sind die Lautsprecher in den entlang der Wege und in den Hängen stehenden Steinlaternen untergebracht. Das Klangmaterial besteht aus Fragmenten der Oper „Madame Butterfly“ und Aufnahmen des Anschlagens von Metallstäben eines elektrischen Carillons. Walska setzte dieses ungewöhnliche Instrument in den 1970er Jahren bei Gartenpartys ein, heute lagert es funktionsuntüchtig in einem Container auf dem Lotusland Gelände.


Lotussound ist Beatrix Borchard zu ihrem 60. Geburtstag gewidmet.