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Neglou
Performative Installation im Schwimmbad für Trompete, Unterwasserklang, verschwommene Aktionen. 2019
UA 18.-20.10. 2019 Donaueschinger Musiktage

Matthew Conley/Brad Henkel: Trompete

Technische Beratung: Manfred Fox

engloutie: versenkt, verschlungen, in die Tiefe reißen (Meer), verschluckt
Unter Wasser herrscht eine andere Akustik. Wir hören anders, weniger über die Ohren, mehr geleitet über unsere Knochen. Im Wasser verbreitet sich Schall viermal schneller. Weil unterschiedliche Frequenzen sich verschieden schnell verteilen, spreizt sich der Klang anders auf. Töne gleiten und glissandieren. Die Akustik ist für unsere Wahrnehmung verschwommen, fern und nah zugleich.
In der (Reha-)Schwimmhalle legen die Körper eine schützende Hülle ab und empfangen eine andere aus warmer, feuchter Luft und Klang.
Im Wasser schwimmend, auf dem Wasser "floatend", schwebend, unter Wasser tauchend fühlt sich mein Körper anders an, leichter und schwerer.
Ein Trompeter bespielt den Raum und das Wasser. Von außerhalb des Raums sind flüchtig andere Figuren sichtbar - und hörbar.
Die Hörwahrnehmung unter Wasser ist geprägt von unserer Imagination der akustischen Welt in dem fremden Element. Vorstellungen, die wir nie überprüfen können, weil unser Hören nicht auf die akustischen Eigenschaften unter Wasser ausgerichtet ist. Die Projektionen reichen von Stille - Jacques-Yves Cousteau's schweigende Welt, "le monde du silence" - über Klickgeräusche (Kleinstlebewesen, Fische), Rauschen, hallig-süffige Akkorde (Michel Redolfi), fremdartige Signale bis zu Assoziationen zu anderen, weiten Landschaften, Schluchten, Höhlen ...
Versunken, submerged, engloutie - was taucht wieder auf von dem was war? In Neglou erscheinen wechselnde musikalische Inseln, die auf existierender Musik aufbauen. Erinnerungsmusik, bruchstückhaft, gedehnt, verwandelt, verzerrt, kommt in einem anderen Klang- und Wahrnehmungsraum zum Vorschein. Fragmente erklingen, nicht deutlich erkennbar, tauchen auf aus der schon entfernten näheren Vergangenheit, schimmern unter der Oberfläche, verwirbeln sich, tauchen wieder unter.
In meinen Kompositionen und elektronischen Arbeiten geht es immer auch um das Verhältnis von Technologie und Medialität und der - für uns menschliche Körper - wahrnehmbaren "Realität" von Sound. Ausgehend von eigenen Unterwasseraufnahmen, Musikfragmenten und der Trompete als fokussierter instrumentaler Klangfarbe entstanden in vielen Transformationsschritten Akkorde und Klänge, die mittels Softwareinstrumenten (insbesondere Thomas Hummels Orchesterdatenbank conTimbre) zu virtuellen Instrumentenschichtungen neu zusammengesetzt wurden. Echte und gesampelte oder synthetisierte Trompete, Harfe und andere Instrumente alternieren mit perkussiven Instrumenten, die in der "anderen", irrealen Unterwasserakustik als einzige real zum Klingen gebracht werden.

Ein Durchlauf von Neglou hat eine Dauer von 30 Minuten.

> Neglou Kurzfilm SWR Classic


> Neglou Audio Mitschnitt, Spuren Unterwasser und im Schwimmbadraum gemischt, exerpt 1 Engloutie / Wirbel

> Neglou Audio Mitschnitt, Spuren Unterwasser und im Schwimmbadraum gemischt, exerpt 2 Elephant

> Neglou Filmblog nmz media






photos: Ralf Brunner (c) SWR





Matthew Conley (and Brad Henkel) descend into the water





performers from Donaueschingen (Franziska Kanstinger) playing the gongs, and swinging - 'selbstvergessen'



photos: Golo Föllmer

Saturday night


Sunday morning